Die Deutsche Sherlock Holmes Gesellschaft hat in Schloss Lieser ihr weihnachtliches Jahresdinner gefeiert. Es war nach zwei Jahren Pandemie das erste persönliche Treffen, wir haben uns alle sehr darauf gefreut. Das historistische Schloss Lieser liegt malerisch an der Mosel, umgeben von Weinbergen. Leider ging es von da an bergab. Ich schreibe diese Kritik aber nicht aus Bosheit, sondern aus echter Enttäuschung. und ich spreche gleichsam für 37 Personen.
Unser seit langem gebuchtes Festessen fand nicht wie gedacht (und gebucht) im Schloss statt, sondern man hatte unserem Club die Remise, einem sehr schlicht eingerichteten seperaten Bau zugeteilt.
Das dreigängige Menü war geschmacklich gut, die Portionen aber sehr klein. Viele haben später gesagt, dass sie hungrig vom Tisch aufgestanden sind. Die Beilagen waren teils nicht richtig durch.
Bei den weiter von der Tür entfernten Tischen kam den ganzen Abend fast nie eine Kellnerin vorbei, dem Hotel entging dadurch ein ansehnlicher Umsatz. Bei anderen Tischen wurde vegetarisches Essen erst serviert, als die anderen Tischgäste bereits fertig waren.
Ein Kaffee kam ohne Milch und Zucker.
Der Wein aus der eigenen Domäne ist ganz okay, aber im Vergleich zu den benachbarten, familiengeführten Weingütern absolut überteuert.
Beim Bezahlen hat sich das Servicepersonal verrechnet und brauchte mangels Wechselgeldes wirklich sehr lange.
Zwei wirklich groteske Szenen untermauerten meinen Eindruck: Vor dem Menü reichte man uns süßes Weißbrot mit Rosinen und Nüssen. Beides konnten einige unserer Clubmitglieder nicht essen. Aber es wurde uns normales Brot verweigert: "Der Direktor will nur dieses Brot". Angeblich gab es im ganzen Hotel nur dieses stollenartige Gebäck! Nun sind mir die privaten Vorlieben des Hotelmanagements herzlich egal, erst Recht wenn einigen meiner Freunde das Festessen dadurch vermiest wird. Die zweite Szene geschah nach dem Dinner, das Punkt 23.00 endete, weil man uns förmlich aus den Saal vertrieb und die Lichter anmachte: Wir wollten alle noch etwas trinken. Ein unfreundlicher bzw. des deutschen und englischen kaum mächtiger Nachtportier ließ uns viermal umziehen, von der viel zu kleinen Lobby zur Bibliothek, dann in den blauen Saal (da verweigerte man Service), zurück zur Bibliothek (da hätten wir wohl Hotelgäste auf der anderen Flurseite gestört), zurück an die Bar. Da durften wir nur hin, weil sich ansonsten niemand mehr dort aufgehalten hat! Welche Gnade, dass wir unser Geld ausgeben durften! Wir haben uns dann einfach selber die benötigten Stühle geholt, während eine nicht ausgebildete Servicekraft mit den Fragen nach Whisky, Longdrinks und Wein völlig überfordert war.
Kurzum: Wir kamen uns in Schloss Lieser nicht willkommen vor, und dabei durchaus unfreundlich, wenn nicht sogar schlecht behandelt. Die Organisation und das Verhalten vonseiten des Hotelpersonals war in Teilen unprofessionell, in Teilen unfreiwillig komisch. Alles kein Problem, wenn man nicht das Banner des Schlosshotels hochhalten würde.
P.S.: Ich empfehle dringend, beim Wappen-Logo des Hotels auf den Schild auch einen Helm zu setzen, denn die frei schwebende Helmdecke ist absolut unheraldisch. Buchstaben sind auch niemals Teil eines Wappens, wenige Ausnahmen bei Städten wurden als entehrende Strafe durch den Landesherren verordnet. Das wissen alle, die sich mit dem Thema etwas auskennen. Da kann ich Sie aber gerne kostenlos beraten!