Warum sind mehrere Hotels ausgebucht, während im La Casa beim Frühstück gerade mal für fünf Personen eingedeckt ist? Ein Erklärungsversuch:
Die größte negative Überraschung kommt erst zum Schluss: Beim Auschecken gibt es keine Rechnung? Was ich in fast 40 Jahren Reisetätigkeit weder in Moskau oder Peking, weder in Gaza-Stadt noch in Prag erlebt habe, in Tübingen wird man unfreundlich abgewiesen. Begründung: Sie haben das Hotel über ein Portal gebucht. Suchen Sie doch da nach einer Rechnung! Hier ist die Telefonnummer.
Davor gab es schon andere Merkwürdigkeiten: Das Zimmer, keineswegs überdimensioniert erscheint mit mittlerer Gemütlichkeit. Geschmackssache! Beim Betreten plärrt uns Musik entgegen von einem großen HD-Bildschirm, auf dem in schlechter SD-Qualität ein abgefilmtes Aquarium läuft. Davor der kleine Tisch, auf dem uns ein Notizblock mit vier Blättern begrüßt - einige mit merkwürdigen Zeichnungen früherer Hotelgäste. Die subversive Verbreitung von Kunst?
Nach einem anstrengenden Tag erst einmal duschen? Leider ist die Türe zur Dusche verkehrt herum angeschlagen, sodass man kaum in die Dusche kommt? Also doch gleich in die Sauna? Die ist zwar wirklich nicht mehr neu, aber ok. Zwei Balkone im obersten Stockwerk bieten interessante Aus- und Einblicke in die Küchen und Wohnzimmer der Nachbarschaft. Sitz- und Liegemöglichkeiten gibt es drinnen neben dem kleinen Pool nur wenige; man muss improvisieren. Licht zum Lesen ist nur spärlich. Wir bemerken den Samowar mit einem vielfältigen Angebot an Tees. Sehr zuvorkommend. Noch schöner wäre, wenn der Samowar statt kaltes, heißes Teewasser spendieren würde.
Zurück im Zimmer Freude über die (spärlich bestückte) Minibar, die wir leer trinken dürfen. Morgen wird sie wieder aufgefüllt! Bedienen Sie sich! Ein schönes Versprechen. Eingehalten wird es freilich nicht (auch andere Gäste waren darüber schon enttäuscht). Für den zweiten Tag wenigstens frische Bademäntel? Das La Casa scheint sparen zu müssen. Das kann man sich nicht leisten.
Das von anderen Besuchern gelobte Frühstück ist guter Standard – in Hotels mit zwei oder drei Sternen. Besonderes können wir im sehr übersichtlichen Angebot nicht entdecken. Standard-Wurst neben Standard-Käse neben Standard-Cerealien und Standard-…. Wir bestellen einen zweiten Milchkaffee. Der wird uns umgehend gebracht. Nur in einer Tasse ohne Untertasse vermeidet es der Kellner die Tasse am Henkel anzufassen und patscht sie lieber dort an, wo der Kaffeetrinker seinen Mund ansetzen möchte. Hygienischer 5-Sterne-Standard, der uns jeden Morgen passiert ist!
Ich schätze es nicht besonders, wenn morgens beim Frühstück schlechte Musik läuft. Aber noch weniger kann ich es leiden, wenn mich beim Frühstücksei ein Staubsauger anbrüllt. Hier gehört es zum wach werden.
Woher, fragen wir uns schließlich, kommen die fünf Sterne? Von der Schwäbischen Alb runter gerollt? Im Neckar gefischt? Aus einer Kassette im Schloss Hohetübingen entwendet? Andere Erklärungen erscheinen uns weniger glaubwürdig.
Warum wird also das teuerste Hotel in Tübingen so wenig gebucht? Preis und Leistung liegen so weit auseinander, dass wir sagen: Wir haben das La Casa zwei Mal besucht: das erste und das letzte Mal.