Wir waren anlässlich eines besonderen Anlass’ unserer Freunde nach Dresden in das Genuss Atelier gekommen. Das Genuss Atelier haben wir auf Grund der mehrfach hervorragenden Bewertungen auf Tripadvisor gewählt.
Verwunderlich war bereits zu Beginn, dass der Taxifahrer das Genuss Atelier nicht kannte. Normalerweise kennen die Taxifahrer einer Stadt die besten Restaurants. Wir hatten uns noch nichts dabei gedacht und fanden die Lokation von außen weitestgehend ansprechend und gingen rein.
Der uns zugewiesene Tisch war in einem Raum gleich neben dem Eingang. Erst im Laufe des Abends bemerkten wir, dass es im Rücken immer zog, wenn jemand von außen in das Genuss Atelier kam. Leider gibt es keinen Vorhang an der Eingangstür. Die Tische und Stühle wirken wie von Ikea nur in grauer Farbe angestrichen. Auch sind sie äußerst unbequem. Die Atmosphäre wirkt ein wenig wie ein noch Rohbau. Hierbei sind viel zu viele Tische in dem Raum, so dass die Bedienungen und anderen Gäste uns immer wieder zwangsläufig angerempelt haben. Es kommt keine Gemütlichkeit auf, weil zum einen das Licht kalt ist und zum anderen aus den Lautsprechern erst Charts und dann Schlager kamen. Auch tragen die Bedienungen Holzfällerhemden, was irgendwie wenig zur Gemütlichkeit beiträgt.
Die Karte ist nett gemacht, aber inhaltlich sehr übersichtlich. Das Rinderfiletsteak, das zum Zeitpunkt der Reservierung noch online in der Karte zu finden war, gab es leider nicht mehr. Wir waren alle noch für einen kurzen Augenblick am überlegen in ein anderes Restaurant zu gehen, aber ohne Reservierung ist dies in Dresden nicht einfach, so dass wir letztlich im Genuss Atelier blieben. Nicht zuletzt auch auf Grund der vielen positiven Tripadvisor Bewertungen, wollten wir partout nicht unserem Instinkt folgen und das Genuss Atelier verlassen.
Die Bedienung selbst war äußerst professionell und freundlich. Sie konnte sich alle Bestellungen im Detail ohne Notizen im Kopf merken. Daran konnte man sehr schnell feststellen, dass sie ihr Handwerk beherrscht. Anfänglich hatten wir noch Probleme, weil der von uns gewählte Rotwein, Name: Dominia, keinem schmeckte, empfahl sie uns - auf Grund der gewünschten Geschmacksbeschreibung - einen Rotwein aus Meißen. Dieser schmeckte zwar auch nicht, aber wir Männer blieben bei dem Rotwein. Es ist zwar eine nette Idee Rotwein aus der Region auf der Karte zu haben, aber man sollte meines Erachtens auch „sichere Klassiker“ im Keller und auf der Karte haben, denn deutsche Rotweine sind nicht jedermanns Sache.
Als Vorspeise hatten wir die Apfel-Sellerie Cremesuppe, den Feldsalat und das Beef-Tatar. Von den Vorspeisen war einzig das Beef-Tatar geschmacklich rund. Mit dem Beef-Tatar gab es noch eine Reihe von verschiedenen Mayonnaisen, die auf einer Farbpalette zusammen mit Salz und frischem Schnittlauch angerichtet waren. Allerdings mussten diese geringen Mengen zu zweit geteilt werden. Auch lag kein Löffel dabei die Mayonnaisen von der Farbpalette zu bekommen. Es kam wie es kommen musste, die Farbpalette rutschte weg und der Tisch war voller Salz, Schnittlauch und Mayonnaise. Hier hätte man zu jedem Beef-Tatar eine Farbpalette mit Löffel reichen müssen. Die Cremesuppe schmeckte nach Salz und den Geschmack von Apfel und Sellerie suchte man vergebens. Der Feldsalat war langweilig und das Dressing nicht wirklich verteilt. Es trieb lediglich der Hunger alles rein.
Wir wählten am Tisch als Hauptgang die Lammschulter, den Zander und die Entenbrust. Um es gleich vorwegzunehmen, bei den Hauptspeisen war einzig die Entenbrust okay. Diese hatte der gelernte Koch unter uns bestellt und meinte, dass sie geschmacklich rund gewesen sei, aber auch nicht hervorragend war. Der Zander war hoffnungslos weichgekocht, während die Kruste kross war. Die Frechheit hingegen war die Lammschulter, denn wie man auf dem Foto sehen kann, bestand diese überwiegend aus Fett wie man es beim Eisbein findet. Fleisch suchte man in dem Fetthaufen, aber sehr viel war nicht vorhanden. Der Rösti lag unterhalb der Lammschulter, so dass dieser wie ein Schwamm wirkte und nicht mehr wirklich genießbar war. Am Wirsing war teilweise noch der Strunk vorhanden. So etwas so anzurichten und anzubieten ist, um es zurückhaltend zu formulieren, nicht akzeptabel.
Die Stimmung war bereits vollständig gekippt als die Bedienung die Teller vom Tisch räumte. Denn auf die Frage, ob es denn geschmeckt hat, teilte ich ihr unmissverständlich mit, dass es zu viel Fett gewesen sei. Dies wurde von der Bedienung hingegen kommentiert, dass Lammschulter nun mal aus 20% Fett bestehen würde. Auch der Hinweis darauf, dass das auf meinem Teller verbliebene Fett weit mehr als 20% war, half nicht. Der Appetit auf ein Dessert war bei uns nicht mehr vorhanden und wir orderten einen Schnaps zur Beschleunigung der massiven Fettverbrennung.
Zusammengefasst bewegt sich das Genuss Atelier meiner Meinung nach kulinarisch auf niedrigem Niveau. Es ist für mich nicht nachzuvollziehen warum die Bewertungen auf Tripadvisor überwiegend positiv sind. Außer es fand vor kurzem ein Wechsel der Küchencrew statt. Diese Vermutung wird beim Anblick der vielen Fotos der Speisen auf Tripadvisor gestärkt, denn das Anrichten der gleichen Speisen variiert stark. Doch möchte ich eine gleichbleibende Qualität in einem Restaurant haben und keine Zufallstreffer. Aus diesem Grund kann ich das Genuss Atelier nicht empfehlen.