Das mit zwei Michelin Sternen ausgezeichnete Esszimmer im Hotel Adlon stand schon länger auf meinem Zettel und so bin ich gespannt, wie sich das Esszimmer im direkten Vergleich zu Herrn Raue schlägt. Im Esszimmer kocht seit 2010 Hendrik Otto, der dort seit 2012 seine zwei Michelin Sterne hält.
Ich entscheide mich für das 10 Gang Degustationsmenü „Quintessenz“ zu 250 Euro. Dazu begleitet mich ein Shaman 17 Grand Cru Champagner aus dem Hause Marguet zu 165,- und eine Flasche Ayala zu ebenfalls 165,-.
Die Küche grüßt mit 5 kleinen Köstlichkeiten als Fingerfood. Hier spielt die Küche direkt mit dem Gaumen, in dem man ihm verschiedene Geschmacksrichtungen, wie beispielsweise Säure von Zitrus und Erdigkeit vom Pilz vorsetzt. Ein sehr gelungener Auftakt.
Im ersten Gang serviert man Färöer Lachs mit Avocado, Ponzu, einer Jus vom geschmorten Fenchel, gedörrte Grapefruit und Vanille. Der Lachs ist von bester Qualität und in Kombination mit dem kräftigen Ponzu und der Säure der Grapefruit eine absolute Aromenbombe. Dazu der leichte Geschmack der Vanille und das zurückhaltende Bitter des Fenchel; perfekt.
Im zweiten Gang gib es ein Beef Tatar mit einer gelierten Kalbsschwanzessenz, Ossietra- und Saiblingskaviar an einer grünen Gazpacho. Die Präsentation dieses Tellers birgt ein wunderschönes Farbenspiel, mit der grünen Gazpacho auf dem Boden des Tellers. Das Tatar ist perfekt gewürzt und in Kombination mit dem Ossietra Kaviar ein Klassiker, der immer geht. Besonders spannend ist hier das Zusammenspiel mit dem Saiblingskaviar, der eine zusätzliche Salzigkeit auf den Teller bringt, die Spass macht.
Im dritten Gang wird ein Langoustino mit Mango, Jalapeño und Anis in einem Krustentierfond serviert. Der Langoustino ist perfekt gegart und findet in der Mango eine wunderbare fruchtige Begleitung. Die subtile Schärfe der Jalapeño und das leichte Aroma von Anis vervollständigen diesen schönen Gang.
Nun zum Thunfischrücken mit Spitzkohl, mariniertem Rettich an einem Essig von der Mandarine. Der Rücken des Thunfischs ist sehr mager und von daher etwas fester im Biss, als beispielsweise der Bauch. Der marinierte Rettich gibt dem Tuna etwas Würze und der Mandarinenessig sorgt für Säure und Frucht. Eine sehr starke Komposition.
Im nächsten Gang wird die Bachforelle mit Senfsaat, Karotte, einer Emulsion vom jungen Lauch und Brunnenkresse serviert. Die Bachforelle ist auf den Punkt gegart und herrlich saftig. Die Karotte kommt im Ganzen auf den Teller und ist vorher glasiert und mit Senfsaar verfeinert worden, was ihr sehr viel Kraft verleiht.
Im sechsten Gang gibt es Gemüse und zwar Wachsbrechbohnen, eingelegte Artischocken, gegrillte Zucchini, Ananas, Rum und ein Gemüsesaft. Die einzelnen Komponenten sind allesamt perfekt aufeinander abgestimmt, was insbesondere bei der Ananas mit Rum ins Gewicht fällt. Eine wunderbare Erfrischung inmitten des Menüs.
Im siebten Gang wird lackierter Schweinebauch mit roten Zwiebeln, Wasabi, Zitrone und Dim Sum in einem Asia Sud serviert. Der Schweinebauch weist süßliche Aromen auf und ist in kleine Tranchen geschnitten, welche mit Stäbchen gegessen werden. Auf Grund der mundgerechten Stücke, ist er nicht zu mächtig, was durch den Asia Sud zusätzlich unterstützt wird.
Im Hauptgang wird Perlhuhn mit Aubergine, Szechuanpfeffer, einer Honigtomate, gebrannten Mandeln an einem Gemüseextrakt serviert. Das Perlhuhn kommt mit einer kross gebratenen Haut auf den Teller, ist mit Szechuanpfeffer gewürzt und herrlich saftig. Die süßlichen Tomaten sind in Begleitung mit den gebrannten Mandeln wunderbar aromatisch und der Gemüsesaft eine leichte Beigabe, die allen Zutaten genügend Raum lässt. Ein sehr starker Hauptgang.
Im Dessert habe ich mich für den Bleu d`Auvergne entschieden. Hierzu kommt eine Creme von Blauschimmelkäse und gestockter Auszug von Zitrusfrüchten und Bergamotte mit Vogelbeere auf den Teller. Der Bleu d´Auvergne ist sehr kräftig im Geschmack und hat einen hervorragenden Schmelz. Die Zitrusaromen geben dem Käse etwas Frische und bilden einen schönen Abschluss aus dem Menü.
Die zum Espresso gereichten Petit Fours sind abwechslungsreich und zeigen nochmal die volle Bandbreite der Patisserie.
Insgesamt ein Abend, der im Zeichen von klassischem Fine Dining steht und in Sachen Service, Menü und Weinkarte richtig viel Freude bereitet. Eine absolute Empfehlung von mir, wenn es in Berlin ein klassischer Abend in einem starken 2-Sterner sein soll.