Im glanzvollen „Europäischen Hof“ in Heidelberg erfährt man wahrlich, was es bedeutet, Gast zu sein. Die individuelle und herzliche Betreuung, die bereits beim Ankommen beginnt und sich bis zur Abreise fortsetzt, ist schlichtweg bemerkenswert. Besonders anrührend sind die handschriftlichen Begrüßungskarten, die auf den Zimmern bereitliegen – ein feinsinniger Gruß, der die persönliche Note des Hauses eindrucksvoll unterstreicht.
Die prachtvolle Inneneinrichtung des Hotels ist ein Fest für die Sinne. Vor allem die öffentlichen Bereiche sind ein Sinnbild gediegener Eleganz und durchdachter Gestaltung. Hier verschmilzt Tradition mit Stilbewusstsein in vollendeter Harmonie. Der SPA-Bereich ist makellos und erstrahlt in einer Reinheit, die keinerlei Alterserscheinungen zeigt. Selbst in den anspruchsvollsten Ecken und Fugen lässt sich keinerlei Nachlässigkeit entdecken. Die unaufdringlich höfliche Betreuung durch die Spa-Chefin war ein weiterer Höhepunkt unseres Aufenthalts und rundete das Wohlfühlerlebnis perfekt ab.
An meinem Geburtstag überraschte mich das Haus mit einer kunstvoll arrangierten Etagere voller erlesener Confiserie, begleitet von liebevoll formulierten Glückwünschen. Dieses durchdachte Detail spricht für den höchsten Anspruch, den das Hotel an sich selbst stellt. Auch die allgegenwärtige Präsenz der engagierten Hotelchefin, die mit wachem Auge über alle Bereiche zu wachen scheint, verleiht dem Haus eine ganz besondere Note.
Da das Hotel vollständig ausgebucht war, erhielten wir mutmaßlich die letzten verfügbaren Zimmer im vierten Stock des Seitenflügels aus den 1980er Jahren. Hier sei vorab betont, dass die folgenden Anmerkungen ausschließlich diese Räumlichkeiten betreffen und keinesfalls verallgemeinert werden sollen.
Der Stil der Zimmer aus den 80er Jahren mag die Geister scheiden – uns persönlich erschien er akzeptabel - sogar stilvoll. Doch es fehlte an vielen praktischen Umsetzungen: Die Aufstellung von Kaffeemaschine und Wasserkocher fernab jeder Steckdose war derart ungeschickt, dass man beide erst aus dem Flur in den Schlafraum umstellen musste, um eine (einzige) geeignete Steckdose zu finden. Der schwenkbare Fernseher war unzureichend installiert, sodass die Strom- und Antennenkabel bei Ankunft bereits abgerissen waren. Einige Halogenspots hingen lose aus der Deckenfassung – ein bedauerlicher Punkt, der insgesamt auf eine gewisse Vernachlässigung der Elektrik hinweist.
Die Badezimmer, in ihrem nostalgischen Stil eine Reminiszenz an die 60er Jahre, boten durchaus originellen Charme. Die Badutensilien, liebevoll arrangiert und mit kleinen Quietscheentchen ergänzt, sorgten für ein Lächeln. Jedoch hätte die Toilette in ihrer Gestaltung mehr Sorgfalt verdient: Enge Platzverhältnisse und scharfe Kanten könnten hier leicht vermeidbare Verletzungen verursachen.
Eine unglückliche Begebenheit trübte den Gesamteindruck kurzzeitig: Am Morgen gegen 9 Uhr betrat eine Servicekraft unser Zimmer ohne Anklopfen oder anderweitige Ankündigung. Zwar verließ sie es unmittelbar wieder nach kurzem Rufen von mir, doch ein solches Vorkommnis sollte in einem Haus dieser Kategorie nicht geschehen.
Unsere Hinweise auf die genannten Mängel wurden jedoch mit aufrichtiger Anteilnahme entgegengenommen. Als Zeichen des Entgegenkommens erhielten wir einen kleinen Nachlass und die Zusicherung eines besseren Zimmers bei unserem nächsten Besuch.
Fazit: Der „Europäische Hof“ zeigt auf bewundernswerte Weise, was in puncto Freundlichkeit und individueller Betreuung möglich ist. Trotz der beanstandeten Details des konkreten Zimmers bleibt das Haus eine glanzvolle Ausnahmeerscheinung in der heutigen Hotellandschaft. Wir freuen uns darauf, künftig erneut die Annehmlichkeiten dieses besonderen Hauses zu genießen.