Gerade sind wir von einem fröhlichen siebentägigen Skiurlaub mit der ganzen Familie (zwei Erwachsene und drei Kinder zwischen 10 und 14 Jahren) nach Hause gekommen. Wir haben unseren Aufenthalt hier alles in allem genossen.
Das Hotel und das Skigebiet stellen ein prima Gesamtangebot mit hervorragender Infrastruktur dar: Tagespässe können an der Rezeption für Hotelgäste zu einem deutlich reduzierten Preis bezogen werden. Da sie dann günstiger kommen als ein Mehrtagespass, ist man damit perfekt flexibel und kann problemlos skifreie Tage z.B. bei schlechtem Wetter einlegen.
Der Skipass öffnet einen persönlichen Schrank im geräumigen Skikeller, in dem die Ausrüstung sicher verstaut ist und über Nacht getrocknet wird. Das funktioniert perfekt. Die unteren beiden Sesselifte sind zwar nicht mehr die neuesten, aber absolut ausreichend, denn oben, wo die schönen, sehr gut präparierten (trotz fast schneefreiem Winter 2022/23) und familienfreundlichen Abfahrten sind, findet man modernste Lifttechnik vor. Dabei ist das Gebiet so klein, dass wir unsere Kinder beruhigt auch alleine auf die Pisten ziehen lassen konnten. An der Mittelstation gibt es eine einfache ebenfalls familienfreundliche und preiswerte Hütte mit Sonnenterrasse und allem, was man für eine erholsame Pause braucht. Im Ort gibt es drei Skiverleihe, eine Pizzeria, zwei Bars - und sonst nicht viel mehr, obwohl die Lage mitten im Hochgebirge wunderschön ist. Sollte man etwas einkaufen müssen, dann muss man hinunter nach Varzo, wo es auch einen perfekten Zuganschluss gibt.
Leider konnten wir diesen nicht nutzen, denn obwohl wir mehrere Monate im voraus gebucht und das Hotel darum gebeten hatten, uns einen Transfer von Varzo nach San Domenico (ca. 11km) zu organisieren, hiess es kurz vorher, der Hotel-Fahrer sei zur Zeit unserer Ankunft in Milano, wir müssen dann halt selbst schauen. Also fuhr eine Person von zu Hause mit unserem kleinen Elektroauto (hierfür gibt es übrigens eine gute Schnelladeinfrastruktur mit Stationen beidseits des Simplonpasses in Brig und in Varzo) und dem Gepäck voraus und holte die restlichen Personen am Bahnhof ab.
Der Empfang war zwar nicht überschwenglich aber freundlich. Einen Wagen um das Gepäck auf das Zimmer zu schaffen gab es nicht, auch wurde es und nicht persönlich gezeigt. Wenn wir das Angebot des Rezeptionisten uns beim Tragen zu helfen angenommen hätten, dann hätte er uns das Zimmer sicher gezeigt. Das Hotel selbst ist sehr ansprechend gestaltet, modern und gemütlich. Ein Obstteller und eine Flasche Prosecco erwarteten uns dann in den beiden Zimmern (Wellness Suite für 2 Erwachsene und ein Kind auf dem Schlafzimmer und ein Standardzimmer mit Zwischentür zur Suite für die beiden Grossen). Das war es dann aber leiider mit dem Zimmerservice. Eine Karte im Ziimmer gibt es nicht und die Nespresso-Maschine auf dem Zimmer wird schnell sinnlos, wenn nie Kapseln aufgefüllt werden. Die Betten wurden zumindest aufgeschüttelt.
Der Wellnessbereich existiert de facto nicht. Es gibt zwei Fass-Saunen, die wir für €65,- (für die ganze Familie) für 50 Minuten mieten mussten! Als Ruhe- und Duschbereich wurden zwei Standardzimmer, auf deren Terrasse die Saunen stehen, umgenutzt. Dort liess leider die Sauberkeit zu wünschen übrig und 50 Minuten sind einfach zu kurz. Das ist das erste 4*-Hotel, in dem wir für den Wellnessbereich extra bezahlen mussten.
Das Restaurant seht dem Rest des Hotels architektonisch etwas nach, bietet aber eine regionale Küche mit einem feinen 5-Gang-Menue, das in der Halbpension enthalten war. Die Preise im Restaurant sind angemessen, auch für die interessante Weinkarte, die uns einige sehr positive neue Geschmackserfahrungen ermöglichte.
Und damit kommen wir zum Service und zum Personal: da lässt sich unser Eindruck sehr einfach zusammenfassen: sehr freundlich, aber nicht gerade wahnsinnig aufmerksam. Zur Kaffeebestellung zum Frühstück mussten wir regelmässig Kellner an der Küchentüre "abfangen", einmal wurde ein ganzer Gang vergessen (wir mussten trotzdem nicht hungern und haben das deshalb auf sich beruhen lassen). Dass der Kaffee in einem piemonteser Restaurant hervorragend ist, ist Ehrensache und muss nur für nicht Italien erfahrene Gäste extra erwähnt werden.
Toll war aber die lebendige Atmosphäre im Restaurant: viele verschiedene Sprachen, viele Kinder, mit denen immer nett und herzlich umgegangen wurde - das ist viel sympathischer als eine verkrampfte sterile Atmosphäre, wie sie in manchen Restaurants herrscht.
Beim Barkeeper erlebten wir herzerwärmende Freundlichkeit und die Aufmerksamkeit, die wir uns durchgehend gewünscht hätten - ein grosses Kompliment!

In Kürze:
gut (bitte beibehalten)
+ Familienfreundlichkeit
+ tolle Ski-Infrastruktur (Skipässe, Skikeller)
+ gute regionale Küche, schöne Weinauswahl, alles zu angemessenen Preisen
+ Freundlichkeit 

verbesserungsbedürftig:
- "echten" Wellnessbereich bauen, d.h. mit ausreichend grossen Saunen, Nasszellen und schönem Ruhebereich (oder das Hotel lieber als 3*+ klassifizieren)
- Zimmerservice (Stichwort: Kaffeekapseln, mal Staubsaugen)
- zuverlässigen Transfer sicherstellen - dann wäre die Destination perfekt für umweltbewusste Reisende - die Zuganbindung ist wirklich super - nutzt das!
- Aufmerksamkeit!!! den Gästen gegenüber (und nicht nur der Verrechnung von Zusatzleistungen ;-) )

Zusammenfassend hatten wir einen wunderschönen Skiurlaub. Wenn man die günstigen Skipässe mit einberechnet und vielleicht nicht die Erwartungen an ein topp 4*, sondern „nur“ an ein hervorragendes 3*+-Hotel mitbringt, dann haben wir zu einem angemessenen Preis tolle Ferienerlebnisse für die ganze Familie erleben dürfen.

Danke an das ganze La Vetta-Team. Bleibt dran und entwickelt Euch weiter, dann werdet Ihr wirklich topp. Wir wünschen Euch und dem sympathischen Ort San Domenico mit seinen freundlichen Menschen in der atemberaubend schönen Naturkulisse „buona continuazione“!