Es fällt schwer, sich einen ersten Eindruck zu bilden und auch eine Wertung des grossen Hotelkomplexes zu machen.
Für 100 Jahre (1899 – 1999) waren die Gebäude Heime für handikapierte Menschen. Erst danach wurde die schlossähnlichen Gebäude umgebaut und inbesondere für Seminarien, für Events wie Hochzeiten und für SPA-Besucher renoviert. Entsprechend stellt sich die nüchterne Sachlichkeit eines Seminarhotels ein: Ein Kleiderschrank für längere Aufenthalte gibt es im Zimmer nicht. Der bestehende Kleinstschrank ist mit einem Bügelbrett verstellt. Das eigene Gepäck schleppt man selber ins Zimmer – eine überall erlebte Eigenart der Dänen, mit dem devotem Service doch nicht allzuweit zu gehen.
Dafür: Die Zimmerpreise sind vernünftig. Man ist ja auch nicht in einem 5-Sterne-Haus, sondern auf Flughöhe eines Seminarhotels, das aber durchaus mit Auge für Design und Gestaltung eingerichtet wurde und den Mief des Asyls etwas losgeworden ist.
Das Restaurant ist sehr beliebt und auch sehr gut. Wir speisen draussen und geniessen den warmen Sommerabend. Was zumindest uns Schweizer auffällt: Die Terrasse wurde seit langem nicht mehr gewischt und gereinigt. Brotreste, Kippen (obwohl es auch draussen Rauchverbot gibt) und weiteres mehr liegen am Boden und am Rand der Terrasse. Wie wenn der Däne in seiner Lässigkeit sagen würde: es reicht doch? Wo ist das Problem? Wir wollen doch nicht gleich übertreiben!
Und wir sagen: „Soginer les détail“, das macht die Qualität und Güte eines Hauses aus.
Das Frühstückbuffet ist voll auf Self-Service ausgerichtet. Das heisst, es kümmert sich niemand um Dich und wehe, Du wagst es, den Wunsch nach einem anständigen Kaffee zu äussern, so kommt zur Antwort – so wirklich geschehen: „Don’t ask me“. Und der junge Mann eilte von dannen. Wir hinterblieben ratlos und verärgert.
Ein zweiter Anlauf ergab das Resultat, dass sie umbauen und darum keinen frischen Kaffee servieren können. Von Umbau war jedoch nichts zu sehen. Zudem wäre wenige Schritte entfernt die Bar mit einer anständigen Kaffeekolbenmaschine, die prima Cappuccinos liefert. War nicht zu machen.
Das war offensichtlich nur für uns ein Problem, denn alle Dänen bedienten sich am gruusigen Filterkaffee, der reichlich in Hektoliter zur Verfügung stand. Wie überall in Dänemark. Bis hierhin hat sich die Kaffeekultur – mit Ausnahme von Kopenhagen - noch nicht durchgesprochen. Nun denn, auch eine heisse oder kalte Schokolade war nicht zu kriegen, auch kein Orangensaft, dafür reichlich andere Säfte, so dass das Frühstück für uns kurz ausgefallen ist, wir wieder selber unsere Koffer ins Auto schleppen mussten und der Servicewüste Dänemark in Richtung Deutschland entflogen sind. Gleich nach der Grenze gab es dann einen guten Cappuccino.