Silvester Wochenende, Treffen mit Freunden im 4- Sterne Hotel Delecke, Anreise jeweils 400 bzw. 600 Kilometer. Das Hotel alt, aber vor einigen Jahren restauriert. Gebucht „Exquisites Silvester Gala Menü“, Silvesterball mit Musik und Tanz, 3 Übernachtungen mit Frühstück und 2 x 3- Gang Menü.
Bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass die Leute in NRW zur Übertreibung neigen. Hier wurde ich eines Besseren belehrt. Das Hotel sehr schlicht, die Fassade sowie der Eingangsbereich hat den Charme einer Schule, einer Behörde oder eines Altenheims. Von einer Lobby, wie in Hotels dieser Kategorie üblich, von Sitzgelegenheiten, Getränkeservice, Hotelbar oder Lounge-Bereich weit und breit keine Spur. Ganz besonders wird ein Aufenthaltsraum vermisst, an dem man sich abends noch für einen „Absacker“ treffen kann. Dafür soll offenbar die „Remise“ herhalten. Die ist allerdings eher originell, aber nicht sehr gemütlich. Die Rezeption passt hier ins Gesamtbild, Pension in Bayern oder Österreich der siebziger Jahre. Ich habe mich gefragt, wie diese 4- Sterne Einstufung wohl zustande gekommen sein mag?
Hier erklärt man uns auch gleich bei der Ankunft - 2 Tage vor Silvester- wir müssten für das Abendessen und das Frühstück in die 100 m entfernte „Remise“, da im Hotel die Vorbereitungen für die Silvester Gala laufen würden. 2 Tage? Das können andere Hotels an Tag der Veranstaltung.
In der „Remise“, ein schön restauriertes Gebäude, ehemals wahrschein Scheune o.ä., bekommen wir also unser „3-Gang- Menü“. Aufgetischt wird dieses in einem hässlichen, kalten kantinenähnlichen Raum. Habe ich so noch niemals vorher erlebt.
Das Menü besteht am ersten Abend aus einer eher geschmacksarmen Tomatensuppe, als Hauptgericht wird wahlweise angeboten: Teile einer offensichtlich von Weihnachten übrig gebliebene Ente, furztrocken mit Rotkohl, alles in einer Warmhaltevorrichtung und ziemlich matschig. Lachs mit Spinat und Gnocchi mit Kürbis. Auf eine zur Ente passenden Sauce habe ich ca. 30 Minuten gewartet, die musste erst aus der Küche des Hotels geholt werden. Das Dessert bestand aus Gläschen in denen undefinierbare Cremes mit zerkochten Früchten waren.
Alle Gäste, die man am „Büfett“ traf waren sichtlich enttäuscht und verärgert.
Unsere noch am selben Abend an der Rezeption vorgetragene Beschwerde wurde von der jungen Frau zur Kenntnis genommen, sie entschuldigte sich und versprach, diese an den Chef bzw. Chefin weiter zu leiten. Wer`s glaubt!! Hier waren gleichzeitig noch mehrere Gäste die auch die gleichen Beschwerden äußerten. Meine Frau brachte es wie immer auf den Punkt: Wertschätzung der Gäste Fehlanzeige!!
Das Frühstück war ok, gute knusprige Brötchen und Brotauswahl, leckere Wurst, Schinken und Käse. Spiegeleier, Speck und Würstchen waren ebenfalls da. Verschiedene Jogurt, Obstsalat und mehrere Fruchtsäfte. Sehr netter Service, jeder Wunsch wurde erfüllt.
Unser De Luxe Zimmer, geräumig, mit Blick auf den See, sehr gute Boxspring Betten in denen erholsamer Schlaf garantiert ist. Das Bad sehr sauber, mit einer kuriosen „Tropical Shower“ Dusche die bereits ziemlich verkalkt war. Ein ordentlicher Duschkopf, ohne Verkalkung wäre uns lieber gewesen.
Und dann der Silvester Abend, s.o. „Exquisites Gala usw.“. Die Räume sehr schön und geschmackvoll dekoriert. Die Service Crew, alle bis auf einen jungen Mann Frauen, schienen hoch motiviert um die Gäste sehr gut gelaunt zu umsorgen. Dafür an dieser Stelle ganz herzlichen Dank.
Das Menü, großartig angekündigt, konnte leider den selbst gestellten Ansprüchen nicht ansatzweise genügen. Die einzelnen Gänge, wie z.B. die Vorspeise: „Duett vom Fisch, Jakobsmuschel, Garnele im Safransud“, Fisch war nicht dabei, dann wäre es aber auch ein Trio gewesen. Von Safran keine Spur, von Dressing ebenfalls nicht, leider. Die weiteren Gänge, z.B. „Essenz vom Weiderind“ war eine Rindsbrühe, schwach gewürzt, eine Essenz ist etwas anderes. Leider sind solche Übertreibungen heute Zeitgeist, eine Sauce wird „an“ serviert, im Dessert „Schokolade küsst Vanille“ wirkt das dann doch eher lächerlich.
Der Hauptgang bei mir „Iberico Filet, Spätzlen? (Schreibweise Karte), Wirsing an Rotweinjus“, Qualität Fleisch gut, Rotweinjus wurde erst auf Nachfrage, dann aber zügig und reichlich, gebracht, das beste Gericht des Abends.
Wie wir von einem externen Gast hörten hatten, wurde das Menü mit € 137,- berechnet, für meine Begriffe überzogen, eindeutig zu teuer.
Unser Fazit, der Aufenthalt entsprach in keiner Weise den Ansprüchen an ein 4- Sterne Hotel, das kennen wir von vielen Reisen anders. Das Gesamtpaket wäre in einem 3- Sterne-Haus ok. Hier nicht. Gut, dass wir wenigstens die Gelegenheit wahrnehmen konnten, Verwandte und Freunde zu besuchen. Von uns keine Empfehlung, Wiederbesuch ausgeschlossen.