Das Hotel Hacienda de Abajo versteht sich als Boutique-Hotel mit einem Premiumanspruch. Hiervon ist das Haus weit entfernt.
Die Anlage liegt in Ortsnähe von Tazacorte und damit im sonnensichersten Teil der Insel. Der Ortskern ist in wenigen Minuten fußläufig erreichbar, das Hotel liegt ruhig. Aktuell fanden allerdings unterhalb des Hotels Straßenbauarbeiten statt, die am Tage zu einer relevanten Lärmbelästigung geführt haben (akustisches Signal von Baumaschinen und Lastwagen biem Rangieren). An einem Abend bestand eine über Stunden anhaltende Musikbeschallung von benachbarten Grundstücken.
Das Hotel ist mit dem PKW durch eine Fußgängerzone, alternativ über eine zerfurchte Schotterpiste zu erreichen. Parkplätze für Gäste sind in ganz begrenztem Umfang (etwa für vier bis fünf Fahrzeuge) vorhanden, hier kokurriert man mit Mitarbeitern des Hotels um die Parkplätze. Ansonsten muss auf der genannten Schotterpiste geparkt werden, nachts ist dieser Bereich stockfinster.
Wir hatten ein Superior-Doppelzimmer gebucht. Wir erhielten ein Doppelzimmer im ersten Obergeschoß des Neubaus mit einem Balkon. Beim Bett handelte es sich um ein historisches Bett mit einer Breite von rund 140 cm und einer durchgehenden Matratze. Die Matratze war relativ weich und lag nicht auf einem Lattenrost, sondern auf einem Holzbrett. Beim Balkon handelte es sich um eine Loggia, die zu rund 30 % zugemauert war, d.h. die Brüstung war an der rechten Seite bis zum Dach hochgezogen. Diese Lösung war funktionell erkennbar bedeutungslos und sollte eine Reminiszenz an die seitlich geschlossenen Balkone der Inselhauptstadt darstellen, hierzu passend fand sich eine kleine „Lüftungs“öffnung in diesem Bereich.
Im Bad fand sich ein hölzerner Waschtisch mit historisierenden Armaturen, die Farbe des Waschtisches wies Verfärungen, a.e. Rostflecken, und Abdrücke vom darauf abgestellten Tablett mit Pflegeprodukten auf. Wanne und Dusche verfügten über einen Duschvorhang. Im weiteren Verlauf zeigte sich, dass diese Lösung nicht geeignet war, die tägliche Überschwemmung des Badezimmers zu verhindern. Das Badezimmerfenster hatte keinen Handgriff, eine Öffnung gelang nur durch Eindrücken der Fingernägel in das Fensterkitt. Ein Mückengitter war nicht angebracht, was im Hinblick auf das Klima und den Gartenteich in der Anlage ein eklatantes Versäumnis darstellt. Die Badezimmertüre quietschte, Abschließen sollte über einen Riegel erfolgen, dessen Halterung fiel regelmäßig ab. Zuverlässiges Abschließen war also nicht möglich.
Im Rahmen des Aufenthaltes zogen wir in ein anderes Zimmer der gleichen Kategorie um, da hier zwei Einzelbetten verfügbar waren. Hier handelte es sich um zwei unterschiedliche - historische - Modelle, die bei jeder Bewegung laut quietschten. Erfreulicherweise war die Loggia hier etwas heller. Im Badezimmer bestanden die gleichen Probleme, zusätzlich war an der Mischbatterie in der Dusche die Kaltwasserzufuhr falsch angebracht (Auf- und Zudrehen vertauscht), was zu unerfreulichem Kontakt mit heißem Wasser führen kann, wenn man sich beim Duschen nicht sehr konzentriert. Ein Fenstergriff war auch hier nicht vorhanden, wieder mussten die Fingernägel in den Fensterkitt getrieben werden.
Beide Zimmer waren vollgehängt mit düsteren historischen Gemälden, das zweite Zimmer hatte zudem eine Kommode, an der die Schubladen kaum zu öffnen waren und übel nach Trödelmarkt rochen. Die historisiernd gebauten Kleiderschränke sind für ein Doppelzimmer viel zu klein. Die Minibar wurde täglich aufgefüllt, wobei nur ein Teil der Getränke kostenlos ist. Bei uns wurde von kostenlosen Softdrinks gesprochen, nachher fanden wir Säfte auf der Rechnung. Ein Wasserkocher oder eine andere Möglichkeit, Kaffee zuzubereiten, sind nicht vorhanden.
Das Hotel verfügt über einen wunderbaren Garten, in dem auch zahlreiche Eidechsen leben. Der Pool hat eine überschaubare Größe, die dort vorgehaltenen Liegen sind aus Holz gefertigt und kaum zu bewegen, weil sehr schwer. Die Anzahl der Sonnenplätze ist arg limitiert. Die Gummiauflagen auf diesen Liegen bleiben auch über Nacht draußen, eine Reinigung erfolgt durch das Hotel nicht. Auch nach heftigen Regengüssen wird hier Eigeninitiative der Hotelgäste erwartet.
Das Frühstück wird vor der Bar in einem kleineren Raum neben der Rezeption eingenommen, zusätzlich in einem schattigen Hof. Die hier aufgestellten Öfen für die Übergangszeit waren nicht eingeschaltet. Hier ist teilweise eine Daunenjacke sinnvoll. Über dem Frühstücksraum befindet sich das Restaurant, nur bei Regen ist dieser Bereich für das Frühstück geöffnet. Dabei werden nur wenige Tische gedeckt. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf das Meer. Die Bestuhlung und die Tische im Frühstücksbereich sind für diesen Zweck völlig ungeeignet. Es ist nicht möglich, die Beine unter den Tischen auszustrecken, weil hier eine flächige Holzkonstruktion den Fuß des Tisches darstellt.
Es wird ein überschaubares Angebot an Brot, Schinken, Käse, Obst, Müsli und Eiprodukten vorgehalten. Das Angebot entspricht in etwa dem eines deutschen 3-Sterne-Garnis.
Insgesamt sind die bauliche Konstruktion und die Ausstattung der Hotelanlage primär nach optischen Kriterien ausgerichtet. Das Hotel ist vollgestopft mit alten Möbeln, Bildern und Accessoires. Dabei ist offenbar nicht bedacht worden, dass alte Möbel auch unpraktisch sein können. Kein Hotelgast möchte ein quietschendes Bett. 140 cm breite Betten sind heute einfach kein Standard mehr, auch weil die Menschen heute größer sind als früher. Man fragt sich auch, warum man bei einem Neubau eines Gebäudes mit Hotelzimmern die Balkone so gestaltet werden, dass nur ganz kurze Zeit Sonne den Balkon erreicht. Eine Möglichkeit, am Abend oder am späten Nachmittag in der Sonne zu sitzen, existiert gar nicht.
Das größte Defizit des Hotels findet sich allerdings im völlig indiskutablen Service. Bereits bei der Ankunft wurde dieses Problem deutlich, als keine Hilfe beim Gepäck angeboten wurde. Ich hatte vorab per eMail um ein Zimmer mit getrennten Matratzen im Doppelbett oder zwei getrennte Betten gebeten. Im Zimmer stand dann ein etwa 140 cm breites Einzelbett mit einer großen Matratze. Die Rezeptionistin sagte nur: Ja, sie hatten das geschrieben, ich weiß das. Ich weiß auch nicht, warum „sie" das jetzt so gemacht haben. Ich bat um ein alternatives Zimmer, sie sagte zu, das zu prüfen. Es sei aber schwierig, da das Hotel ausgebucht sei. Kurze Zeit später kam ein Anruf: Keine Möglichkeit, ich spreche später mit meinem Vorgesetzten, dann sage ich Bescheid. Ich wies dann noch einmal auf meine eMail hin, worauf ich hörte: Es ist ja nur ein Wunsch, wir brauchen Zeit, um diesen Wunsch zu erfüllen. "Andere hatten andere Wünsche, die nicht erfüllt wurden. Sie hatten diesen Wunsch, der nicht erfüllt wurde." Nichterfüllen von Gästewünschen als daily business, ein in dieser Kategorie erstaunliches Geschäftsmodell. Fortan mussten wir mehrfach proaktiv nach dem Sachstand fragen. Erst zwei Tage später war von einem anderen Rezeptionsmitarbeiter zu erfahren, dass weitere zwei Tage später ein kostenpflichtiges Upgrade möglich sei, einen weiteren Tag später ein Wechsel innerhalb der Zimmerkategorie ohne Aufpreis. Das Upgrade sollte 39 € pro Tag kosten, das war ein Sonderpreis aus Kulanz, nachdem wir bereits trotz vorheriger Anfrage per eMail schon fünf Nächte in dem kleinen Bett verbracht hatten. Der reguläre Preis lag für zwei Personen bei 68 € pro Tag. Am Frühstückstisch berichteten uns andere Gäste, dass sie diesen Preis völlig entnervt bezahlt hatten, weil sie einfach nur noch in einem normal dimensionierten Bett eine entspannte Nacht verbringen wollten. Wir zogen nach sechs Tagen in das andere Zimmer gleicher Kategorie um. Kommentar der Rezeptionistin: „Ist denn jetzt alles gut?“
Nachgerade bizarre Serviceverhältnisse werden auch beim Frühstück offenbar. Hier kann nur dringend empfohlen werden, signifikant von 9:30 Uhr am Tisch zu sitzen, weil das Buffet nur teilweise und dann auf explizite Aufforderung aufgefüllt wird. Wir fanden eines Morgens gähnende Leere bei Eiern, Obst, Käse, Brot und Naturjoghurt vor („Buffet vollständig geplündert“). Wir mahnten beim Servicepersonal Abhilfe an, hatten aber trotz Nickens Zweifel, verstanden worden zu sein. Nach weiteren dreißig Minuten friedvoller Leere am Buffet wiederholte ich meine Beschwerde an der Rezeption, wo Deutsch und Englisch verstanden werden. Daraufhin erschien mit erneutem zeitlichen Verzug der Koch, um die noch zur Hälfte volle Schinkenplatte zu komplettieren und in einem zweiten Schritt eine Stange noch heißen Aufbackbaguettes in den Brotkorb zu legen. Bis dahin konnten wir mangels Angebot nichts essen. An den folgenden Tagen war die Situation nicht anders, so dass ich den Hotelmanager, der zufällig durch den Frühstücksraum lief, mit der wieder vorhandenen Leere konfrontierte. An diesem Tag wurde daraufhin nicht nur mit zeitlichem Verzug Aufbackbaguette gebracht, sondern auch ein Laib Olivenbrot, das aber auch so heiß war, dass es beim Aufschneiden zusammenklebte. Der Käse wurde niemals - an keinem Tag - auch auf explizite Bitte aufgefüllt. Der Einfluß des Hotelmanagers scheint überschaubar zu sein, ein aktives Auffüllen des Buffet fand bis zu unserer Abreise nicht statt, zeitweise war angeblich Naturjoghurt gar nicht verfügbar, das aufgeschnittene Obst (Ananas, Melonen usw.) kam teilweise in gigantischen Stücken und mit Resten der Schale, insgesamt einfach schlecht. Dafür warf uns der Koch, der offenbar für das Auffüllen des Buffets verantwortlich ist, bei seinen raren Gängen ans Buffet jeweils einen vernichtenden Blick zu. Wir hielten es für klug, fortan auf die Bestellung in der Küche zubereiteter Speisen wie Omelettes zu verzichten. Der Hotelmanager verzichtete nach unserem Gespräch auf weiteren Kontakt. Erwartet hätte man, dass man gefragt würde, ob man zufrieden sei.
Bei Regen wurde mangels ausreichender Sitzplätze im Frühstücksraum das darüber gelegene Restaurant geöffnet, wobei kein Tisch zu viel eingedeckt wurde. Wie erwähnt verfügt dieser Raum über einen schönen Blick über den Atlantik. Sobald aber im üblichen Frühstücksraum auch nur ein Tisch frei war, war ein Eindecken zusätzlicher Tische nur auf expliziten Druck möglich. Ich stand beispielsweise neben einem von einer Handvoll freier, für das Abendessen eingedeckter Tische und hörte vom Kellner: „It’s full here“. Nach dem erkennbar freien Tisch vor mir gefragt, räumte er wortlos das Besteck für das Abendessen ab und deckte für das Frühstück ein. Seine Kollegin versuchte wenig später eine Dame aus der Schweiz, die am Nebentisch Platz genommen hatte, nach unten zu verscheuchen. Erst als die Dame kategorisch „No, we stay“ sagte, wurde auch dieser Tisch widerwillig eingedeckt.
In diesem Raum hatten wir auch Gelegenheit, einen pragmatischen Umgang mit der Tischwäsche zu beobachten. Nachdem an einem der Nebentische eine größere Gruppe gegangen war, wurden die Tische - selbstredend in Anwesenheit der noch essenden Frühstücksgäste - lautstark wieder an ihre Ursprungsposition verschoben. Dann wurden die Tischdecken, die man flächig auf umliegenden Stuhllehnen zwischengelagert hatte, wieder auf die Tische gelegt. Direkt darauf wurde wieder eingedeckt. Wenig überraschend fanden wir fortan, dass bei der Nachbestellung eines Expressos die gebrauchte Tasse vom Tisch genommen und unter den Kaffeeautomaten gestellt wurde.
Als unverschämt empfanden wir allerdings, dass Kaffee aus der vorhandenen Siebträgermaschine extra berechnet wurde, während der gerade noch durchschnittliche Automatenkaffee im Frühstückspreis inbegriffen war. Beim Preis des Hotel ist das inakzeptabel.
Eine Kommunikation mit dem Servicepersonal beim Frühstück ist nur teilweise in Englisch möglich, einige Damen und Herren verstehen nicht mal einfachste Standardphrasen (Nachbestellung von Kaffee u.ä.). Wer allerdings versucht, Spanisch zu sprechen, erlebt Erstaunliches. Ein Gast bat auf Spanisch um Pfeffer, sobald er wieder den Raum verlassen hatte, machten sich der Kellner und die Kellnerin vor den vorhandenen Gästen ungeniert über seine Aussprache lustig. Ähnlich erging es einer Engländerin, die zum Frühstücksei um Ketchup gebeten hatte. Auch sie war Anlass zum Nachäffen, sobald sie den Raum verlassen hatte.
Der Kreis schloss sich bei der Abreise. Hier fanden wir Säfte aus der Zimmerbar auf der Rechnung, obwohl man uns bei Einchecken gesagt hatte, alles außer dem Bier sei im Zimmerpreis inbegriffen. Die Posten wurden auf unsere Beschwerde hin gestrichen. Sicherheitshalber fragte die Dame aber nicht, ob wir zufrieden waren. Hilfe beim Gepäck wurde ebenfalls nicht angeboten.