Ein reges Kommen und Gehen zeichnete sich in der Gastrolandschaft der letzten Jahre in Kempten, der sprichwörtlichen Allgäu-Metropole, ab. Dass sich über die Jahre nebst traditionellen und alteingesessenen Schnitzel-mit-Pommes-und-Tütenketchup sowie Schweinsbraten-für-6-Mark-50 Läden hier und da auch einmal ein Gastrotrendlokal niedergelassen hat, kam vor, hat sich...aber selten gehalten. Vielleicht liegt es daran, dass der Bauer nicht isst, was er nicht kennt, spräche aber leider nicht für eine aufstrebende Studentenstadt.
Zeit also, die Gastronomie in Kempten neu zu polen. Ob der Inhaber des Neopol ein frustrierter Gastroliebhaber, Classic-Drink-Fetischist der oberen Liga oder ein bekennender Genießer wahrhaft guter Küche ist, muss er dem geneigten Gast selbst erklären - um einen netten Plausch ist er auf jeden Fall nicht verlegen. Hier schon einmal ein dicker Pluspunkt für den Geschäftsführer, der sich nicht nur hinter dem Bartresen mit Hingabe um die Zubereitung fantastisch geschüttelter und gerührter Drinks kümmert, sondern mindestens genauso leidenschaftlich um seine Gäste.
Das Neopol hat sich mittlerweile zu einem echten Pol in Kempten entwickelt, wird mehr als gerne besucht und versteht sich darauf, mit einem innovativen und auf Qualität beruhenden Angebot zu punkten. Die Einrichtung bewegt sich zwischen industriellem Charakter, wie man ihn über die ganze Welt verteilt finden kann, stilvollem Wohnzimmer eines junggebliebenen Freigeistes und der Eleganz, die es benötigt, um einen der klassischen Cocktails stilsicher genießen zu können.
Neben der hochkarätigen Auswahl an Getränken aller Art, die sich bunt auf den Abend verteilen lassen, entkommen der Küche verschiedene Bowls, die nicht nur den Hunger stillen, sondern auch das Verlangen nach weltoffener Gastronomie im Land des Krustenbratens an Soßenspiegel a la "hat der Opa Franz schon so serviert und für gut befunden".
Genug der Lobhudeleien, dieses Glorias auf diesen hippen Trendladen, der sich da an der Ecke gegenüber des größten Loches der Menschheitsgeschichte, so eindrucksvoll etabliert und seine Gefolgschaft auf die nächsten Jahrzehnte hoffentlich gesichert hat. Wenden wir uns final noch den ernsten Themen der Gastronomie zu. Wir wollen unseren Blick auf das richten, wo die braune Brühe in weißem Keramik verschwindet und kräftig mit Schaum nachgespült wird. Kaffee zu kochen ist das eine, Kaffeekultur zu zelebrieren das andere. Und genau das tun die Barista im Neopol. Kaffee hat hier mindestens einen solchen Stellenwert wie die abendlichen Gelage in der Welt der Old Fashioned, Sours und Negronis. Denn wo bekommt man in Kempten sonst einen echten Flat White? Zubereitung, Geschmack und Detailliebe stimmen hier einfach überein und dem ewigen Cappuccino-Trinker sei geraten, dabei zu bleiben, außer ihm ist daran gelegen, seinen Kaffeehorizont komplett auf den Kopf zu stellen.
In diesem und jedem anderen Fall des Anfluges von tiefgründigem verlangen nach Gastronomie der besonderen, leidenschaftlichen Art, herzlicher Gastfreundschaft, ausgezeichneter Küche und rundum perfektem Ambiente, sollten die emsigen Füßchen einen jeden schon von selbst ins Neopol tragen. Unterstützt das mehr als bemühte Team dabei, sich gegen den Einheitsbrei vergangener Jahrzehnte zu behaupten und zu dem zu werden, was es sein will. Neopol.Mehr