Über mittlerweile doch sehr viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte war die Kastanie DIE Adresse für eine überragende italienische Küche in Ravensburg. Vom Essen über den Service bis zum Wein: alles meraviglioso.
Heute scheint von alledem nicht mehr viel übrig zu sein. Nehmen wir als...Beispiel das Rinder-Carpaccio - über lange Jahre quasi DER Referenz-Maßstab für dieses Gericht: hauchdünn geschnittenes Rinderfilet, gekonnt in Szene gesetzt mit feinem Olivenöl und ebensolchem Balsamico, dazu frische selbst gebackene, wunderbar knusprige Brötchen. Heute ist die Portion extrem geschrumpft, womit man eigentlich noch „leben“ könnte, wären sie wenigstens noch so fein geschnitten und angerichtet wie ehedem und zudem nicht unschön mit Bindegewebe durchzogen. Fehlanzeige auf der ganzen Linie und dazu schlabbrig-zähe und nicht minder geschrumpfte Brötchen fragwürdiger bzw. zumindest überalterter Herkunft.
Das Essen….nun ja, es ist nach wie vor genießbar, aber die Finesse von früher ist wohl definitiv Geschichte. Zu allem Verdruss scheint in der Küche neuerdings nicht nur ein anderer Koch, sondern auch ein anderer Geist zu herrschen. Auf eine schöne Präsentation des Essen wird jedenfalls wohl keinen Wert mehr gelegt. Werden dann beispielsweise schwarze Teigtaschen in Tomatensoße geordert, werden diese in einer absolut lieblosen Art dergestalt auf dem Teller geknallt, dass es fast schon aussieht wie frisch gekot….
Ebenfalls eine echte Referenzgrösse in Sachen Gastlichkeit war der frühere Wirt. Hilfsbereit, freundlich und immer zur Stelle, aber nie aufdringlich, gab er jedem Gast das Gefühl, sein persönlicher Lieblingsgast zu sein. Der jetzige Wirt verrichtet ohne Frage sein Handwerk ebenfalls so, dass es insofern keinen Grund zur Klage gibt. Damit ist er allerdings weitgehend alleine. Beim Rest des unübersehbar ungelernten Personals kann es durchaus sein, dass man mehrmals nach der Bestellung fragen muss, so sie denn überhaupt aufgenommen wurde. Bei Getränken war es ebenfalls mehrfach so, dass zwar auf die dritte Nachfrage die Gläser kamen…. und dann nichts mehr. Völlig deplatziert wirkt übrigens eine Servierkraft, die sich ausweislich ihrer Attitüde wohl als Chefin fühlt, ansonsten aber (abgesehen von einigen, wohl persönlichen Freunden unter den Gästen, denen sie ihren ganzen Liebreiz zukommen lässt) völlig überfordert scheint.Mehr