Sehr gerne gehen wir indisch essen und so haben wir nicht nur deutschlandweit schon so einige Restaurants besucht, gelegentlich koche ich auch selbst mal verschiedene Currygerichte.
Gespannt waren wir natürlich auf die in den Sozialen Netzwerken groß angekündigte Neueröffnung am Valentinstag im seit 2019 leer...stehenden Landhaus Kovelenberg. Da wir an Fleurop-Tagen prinzipiell nicht essen gehen, hatte ich über die Website für letztes Wochenende reserviert. Eine Antwort erfolgte umgehend mit folgendem Hinweis:
„Es handelt sich hierbei um eine vorläufige Reservierungsbestätigung. Sollten wir für den ausgewählten Zeitraum bereits ausgebucht sein, melden wir uns kurzfristig bei Ihnen. Andernfalls gilt die Reservierung als bestätigt. Der Tisch wird für 20 min freigehalten…..“
Nun, da ich keine weitere Mail erhalten habe, galt die Reservierung für mich als bestätigt. Leider aber fand sich kein Eintrag im Reservierungsbuch. Die leicht gestresst wirkende Inhaberin recherchierte kurz an ihrem Handy und tatsächlich hatte man eine Absage gesendet. Inzwischen habe ich die Mail im Spamordner gefunden, allerdings halte ich dieses Reservierungssystem für sehr fragwürdig und überdenkenswert.
Schließlich sollten wir ein paar Minuten warten, einen gerade frei gewordenen Tisch wollte man für uns herrichten. Wenig später wurden wir zu unserem sehr beengtem (Not)-Platz in einer kleinen Nische im linksseitigen Gastbereich geführt. Aus unserer Sicht sollte hier gar kein Tisch stehen. Später wurde direkt neben uns eine größere Gesellschaft platziert. Leider müssen die Herrschaften irrtümlicherweise angenommen haben, mutterseelenallein im Restaurant zu sein.
Das Landhaus wurde umfangreich renoviert und soll Platz für 150 Gäste bieten. Der große Hauptgastraum erstreckt sich über zwei Ebenen und wirkt auf uns steril und nicht besonders einladend, die Geräuschkulisse vermittelt aufgrund vieler schallharter Flächen und wenig schallschluckender Materialien eher Bahnhofshallenflair, auch die sehr grelle Beleuchtung empfanden wir als unangenehm. Gemütlich geht anders!
Erstmalig in einem Restaurant bestellen wir immer gerne Lamm Vindaloo, ein scharfes Curry mit leichter Säurenote, welches seinen Ursprung in Goa hat. In Deutschland werden in der Regel zusätzlich gerne Kartoffeln hinzugefügt. „Im traditionellen Vindaloo sind keine Kartoffeln enthalten, es handelt sich hierbei um ein Missverständnis, da Alu (anglisiert Aloo) das Hindiwort für Kartoffel ist“ (Wikipedia-Eintrag).
Leicht irritiert waren wir, als direkt nach unserer Bestellung das als kleiner Vorspeisen-Snack gedachte Garlic-Naan serviert wurde. Wenig später folgten Papadams und eine Etagere mit Dips vom Haus, nach einigen Minuten erst kamen dann unsere Getränke. Naan wird eigentlich traditionell frisch im Tandoori Ofen gebacken und anschließend heiß und fluffig serviert, dieses hier muss natürlich vorbereitet gewesen sein und wir können uns nicht erinnern, jemals so ein zähes und trockenes Brot gegessen zu haben. Die Dips durchschnittlich, die Variante mit Tamarinde zu säuerlich und wenig pikant.
Ich rede mal nicht lange um den heißen Brei herum: Mein Grauburgender schmeckte grenzwertig…..keinerlei Aroma, dominante Bitternote! Solche Tropfen findet man im Supermarkt-Regal ganz unten und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich den auf der Karte ausgewiesenen Wein bekommen habe. Auch den weißen Sula (0,2 l / 6,90€) hatte ich in besserer Erinnerung. Da trinke ich lieber Mango-Lassi.
Unsere Currys sehr enttäuschend! Angenehmer Schärfegrad, die Sauce schmeckte nach einem sehr verhalten gewürzten groben Tomatenpüree, hatten wir so noch nicht. Zudem wurde reichlich mit Kartoffeln gestreckt, der Liebste bekam gerade einmal ganze 2!!! Fleischstückchen, bei mir war es dafür umgekehrt und so haben wir die Portionen untereinander aufgeteilt. Sorry, das geht gar nicht! Zudem wurden die traditionellen Karahi-Schalen ganz untypisch ohne Stövchen serviert, so dass das Essen natürlich schnell auskühlte, auch der Basmatireis war nur lauwarm.
Das hier Erlebte vermittelt uns den Eindruck, dass man anscheinend mehr auf Massenabfertigung als auf wirklich authentische Küche setzt. Der Chefkoch hat übrigens zuvor knapp 7 Jahre in einem weiteren indischen Lokal in Solingen gekocht. Das war mir zuvor leider nicht bekannt.
Das Servicepersonal agierte freundlich und bemüht, war aber, wie die Küche womöglich auch, dem großen Ansturm nicht gewachsen. Nur auf Wunsch wurden leere Gläser und die benutzten Vorspeisenteller usw. abgeräumt.
Wir haben möglicherweise zu viele gute Vergleichsmöglichkeiten. Auf die weitere Entwicklung nach dem ersten Hype sind wir gespannt.
So wäre ich bei 2 Punkten. Aufgrund des Neuanfangs möchte ich gerne auf 3 erhöhen!Mehr