Etwas über zwei Jahre sind seit meinem letzten Besuch im Hamburger Bianc ins Land gezogen und so bin ich gespannt, wie sich die Küche von Matteo Ferrantino weiter entwickelt hat, denn im Bianc ging man recht offen mit dem Thema weiterer Sterne um.
Ein Blick...in Menükarte verrät, dass sich die Preisgestaltung massiv an die Inflation angepasst hat und so kostet das 8-gängige Menü mittlerweile 230 Euro. Auch schlägt das vegetarische Menü mit dem selben Preis zu Buche, was zumeist in besternten Restaurants der Fall ist; für mich auf Grund des Wareneinsatzes trotz allem nicht nachvollziehbar ist. Als Begleiter zum Dinner entscheide ich mich für einen Champagner aus dem Hause Bonnet-Ponson, welches sein Hauptaugenmerk auf Champagner ohne Dosage legt. Während des Menüs sollen es noch einige Gläser aus der Weinbegleitung von Herrn Christoph Gonzales sein, welchen ich schon aus dem Taku (Köln - 1 Stern) kenne und schätzen gelernt habe. Hier ist dem Bianc ein besonderer Clou gelungen.
Ein genauerer Blick in die Menükarte offenbart, dass sich an den 9 kleinen Köstlichkeiten, welche Herr Ferrantino vorm eigentlichen Menü IMMER serviert, leider nichts geändert hat und so serviert das Bianc mehr oder minder seit meinem ersten Besuch in 2016 die gleichen Grüße als Starter. Diese sind zwar alle lecker und vielfältig, aber trotz allem wünscht man sich als Gast etwas mehr Abwechslung, sofern man das Bianc öfters besucht! Auch beim darauf folgenden Brot gibt es keine Neuigkeiten. Business as usual mit Grissini und Lardo, Focaccia und Büffelbutter, sowie einer Olivensphäre mit Vermouth und Salzzitrone.
Der Start ins Menü erfolgt mit Lirio (Bernsteinmakrele), Tomate, Kirsche und Basilikum. Der Lirio wird dünn aufgeschnitten, roh in einem kräftigen Basilikum-Sud serviert. Dazu gibt es zarte Aromen von der Tomate, geviertelte Kirschen und Blüten. Vor allen Dingen die Kombination aus Tomate und Kirsche weis zu gefallen, da beide genau den richtigen Anteil an Süße auf den Teller bringen.
Im zweiten Gang serviert die Küche Thunfisch Toro (Bauch) mit roter Beete, Feta und Anchovis. Der rohe Thunfisch versteckt sich unter einer Haube von roter Beete und wird begleitet von kleinen Stückchen Feta. Der Gewinner dieses Ganges wird als Side serviert und zwar gibt es ein knuspriges Stück Teig, welches entfernt an Flammkuchen erinnert, auf dem sich ein Kopfsalatblatt und eine salzige Anchovi befindet. Hervorragend.
Im nächsten Gang serviert die Küche eine gegrillte Jakobsmuschel mit Percebes (Entenmuscheln) und Grapefruit in einem Sud aus Olivenöl. Die Jakobsmuschel ist zart gegrillt und in Kombination mit den Algen und der säuerlich-bitteren Grapefruit stimmig. Der Sud aus Olivenöl transportiert den Geschmack von Olive wunderbar zum Gang und vollendet somit einen Teller, den man auf Grund der Zusammenstellung nicht all zu oft serviert bekommt.
Nun zum Bacalhau in einer mediterranen Minestrone mit Rouille Ravioli. Der Bacalhau wurde glasig gedämpft und fühlt sich sichtlich wohl in der mediterranen Minestrone. Die Ravioli, welche mit Rouille gefüllt sind, kennen viele wahrscheinlich von einer Bouillabaisse, bei der es die Sauce Rouille zumeist als Beilage gibt. Ein Gang der gefällt, ohne zu begeistern.
Im Hauptgang gibt es das Schwarzfederhuhn mit Pfahlmuscheln, Artischocke und Zitronen Jus. Das Schwarzfederhuhn ist saftig gegart und kommt mit Artischocke und Kapern auf den Teller, welche eine schöne salzige Note auf den Teller bringen. Die Pfahlmuscheln werden als Side in der Muscheln in einer säuerlichen Zitronen Jus serviert.
Die Patisserie serviert ein Dreierlei zum Nachtisch in Form von Ivoire Schokolade mit Himbeere und Hibiskus, eine Tarta de Nata mit Erdbeere und weißer Schokolade mit Pfirsich und einem Champagner-Sorbet. Alle Desserts sind handwerklich gut ausgeführt, aber mir fehlt irgendwie der letzte Kick, um mich abzuholen.
Eine große Auswahl an köstlichen Petit Fours, welche sehr vielfältig sind, beschließen den Abend, wobei ich das Bianc mit gemischten Gefühlen verlasse. Der Service rund um Herrn Gonzales führt versiert, charmant und fachkundig durch den Abend. Auch weis die von Herrn Gonzales zusammen gestellte Weinbegleitung zu gefallen, aus der ich mir den ein oder anderen Tropfen gönne. Das mir angebotene Menü catcht mich leider nicht wirklich; die Grüße aus der Küche variieren nur um Nuancen zu meinen letzten Besuchen und auch reißt mich das Menü nicht sonderlich vom Hocker, da mir kein Gang für längere Zeit im Gedächtnis bleibt. Trotz allem versprüht das Restaurant einen besonderen Charme und so werde ich sicher bei einer meiner nächsten Reisen nach Hamburg im Bianc nochmals vorbei schauen.Mehr